Arbeitnehmer über 50: Altes Eisen oder nicht genutzte wertvolle Ressource?
Veröffentlicht am 05.01.2023 von Marcel Penn, Marketing- und Verkaufsleiter Classifieds - Bildquelle: Getty Images
Wer mit über 50 seine Arbeit verliert oder einen neuen Job sucht, hat Schwierigkeiten, im Arbeitsleben zu bleiben oder dahin zurückzukehren. Es sind vor allem die Unternehmen, die sich mit älteren Arbeitnehmern schwer tun geschweige denn, das passende Umfeld für sie zu schaffen. Was sagt der Arbeitsmarkt? Und warum ist es geradezu töricht, Arbeitnehmer jenseits der 50 nicht zu beschäftigen?
Was sagt der Arbeitsmarkt über die Generation 50+?
Ältere Arbeitnehmer scheiden oftmals vor dem eigentlichen Renteneintritt aus dem Erwerbsleben aus. Das geschieht nicht immer freiwillig, sondern in Form einer Kündigung. Zu den häufigsten Kündigungsgründen älterer Arbeitnehmer gehören die Reorganisation eines Unternehmens sowie
Personalabbau, gefolgt von individuellen Leistungsabweichungen und persönlichen Gründen. Es sind vor allem Banken und Versicherungen, die die höchste Kündigungsquote von Arbeitnehmern im Alter zwischen 50 und 59 aufweisen, gefolgt von Industrie- und Pharmaunternehmen.
Wird in der genannten Altersgruppe ein Arbeitnehmer arbeitslos, dann handelt es sich in 60 Prozent der Fälle um einen Mann, während 40 Prozent der Frauen eine Kündigung erhalten. Ebenfalls interessant ist ein Blick auf die Beschäftigungsverteilung nach Altersgruppen. 44 Prozent der 15- bis 39-jährigen gehen in der Schweiz einer Beschäftigung nach. Bei den 40- bis 50-jährigen sind es 26 Prozent, und in der Gruppe der über 50-jährigen sind es 30 Prozent.
Wer mit 50 Jahren oder älter auf der Suche nach einem neuen Job ist, braucht rund 7,8 Monate, um fündig zu werden. Sehr viel langwieriger und schwieriger gestaltet sich die Suche von Arbeitslosen, die jenseits der 50 sind. Abhängig von der Qualifikation und der Gestaltung der Bewerbungsunterlagen kann es durchschnittlich fast ein Jahr dauern. Anderes gilt für nachgefragte Positionen. Hier können Arbeitnehmer trotz ihres fortgeschrittenen Alters bereits nach 3,5 Monaten fündig werden. Wer allerdings als Ü50 auf ein gutes Gehalt hofft, muss im Falle einer Neuanstellung mit einem Minus von 6 Prozent rechnen.
Vorteile der Beschäftigung von Arbeitskräften jenseits der 50
Es gibt viele Mythen über Arbeitskräfte jenseits der 50. Da ist die Rede von fehlender Motivation,
von mangelnder Bereitschaft für Veränderung, fehlender Leistungsbereitschaft, mangelnder
Produktivität und einem hohen Krankheitsstand. Tatsächlich ist das Gegenteil der Fall. Die
Motivation ist höher. Gleiches gilt für die Veränderungsbereitschaft, da sich die meisten auf
eine neue Herausforderung freuen.
Selbst der Krankenstand liegt auf dem Niveau von jüngeren Arbeitnehmern. Einzig die körperliche Leistungsfähigkeit bei körperlich herausfordernden Tätigkeiten lässt mit zunehmendem Alter nach. Und es gibt weitere Vorteile, die Mitarbeiter über 50 auszeichnen, nämlich diese:
- Erfahrung: Verfügt ein Arbeitnehmer über langjährige Erfahrung in einer Branche und bei gewissen Tätigkeiten über eine langjährige Routine, dann wird dieser Mitarbeiter vergleichsweise schnell und effektiv arbeiten. Dadurch verkürzt sich die Einarbeitungszeit, wodurch Ressourcen - Zeit, Personal und Geld - gespart werden.
- Loyalität und Treue: Ein älterer Arbeitnehmer wird einem Unternehmen wahrscheinlich bis zum Renteneintritt treu bleiben und keinen Wechsel mehr anstreben. Das wirkt sich auch positiv auf die Verbundenheit und die Loyalität dem Unternehmen gegenüber aus.
- Arbeitnehmer jenseits der 50 haben eine andere emotionale Reife als jüngere Kollegen. Das zahlt sich aus bei der Herangehensweise an die beruflichen Aufgaben oder beim Umgang mit Fehlern, Rückschlägen und Zwischenfällen. Sie werden aufgrund bisheriger Erfahrungswerte, mehr Selbstvertrauen und Gelassenheit sowie einer höheren Resilienz souveräner gemeistert.
- Abhängig von der Tätigkeit können Unternehmen bei älteren Arbeitnehmern von deren Netzwerk und den damit verbundenen guten Kontakten profitieren. Mit Kundendaten gefüllte Adressbücher sind ein wichtiger Baustein für den Erfolg eines Unternehmens, insbesondere wenn es sich um einen kleineren Betrieb handelt.
- Längst ist bewiesen, dass es vor allem altersmässig gut gemischte Teams sind, die eine hohe Produktivität aufweisen. Junge und Ältere ergänzen sich wunderbar und zeichnen sich durch Kreativität aus.
Zusammenfassend ist festzuhalten, dass Mitarbeiter Ü50 auch angesichts der steigenden Lebenserwartung nicht zum alten Eisen gehören. Es sind vor allem die Unternehmen, die trotz des
Fachkräftemangels noch immer nicht den Wert älterer Mitarbeiter erkannt haben, geschweige denn sie für ihr Unternehmen gewinnbringend einzusetzen. Insoweit ist es geradezu eine Schande, dieses Potenzial auf dem Arbeitsmarkt brach liegen zu lassen.