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Der ältere, nicht belastbare und unflexible Mitarbeiter - wahr oder überholt?

Veröffentlicht am 10.10.2024 von Marcel Penn, Marketing- und Verkaufsleiter Classifieds - Bildquelle: Getty Images
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Es sind die 50- bis 65-Jährigen, die in der Arbeitswelt als ältere Arbeitnehmer bezeichnet werden. In manchen Branchen beziehungsweise Unternehmen gelten Mitarbeiter bereits ab 40 oder 45 als alt. Besonders eng wird der Begriff "älterer Mitarbeiter" in der schnelllebigen IT-Branche gefasst, in der bereits ein 35-Jähriger alt ist. Wie auch immer - in Zukunft werden Unternehmen aufgrund fehlender Fachkräfte und des demografischen Wandels nicht umhin kommen, sich um ältere Mitarbeiter zu bemühen.
Vorurteile gegenüber älteren Mitarbeitern

Nicht nur wegen der demografischen Entwicklung besteht für Unternehmen die Notwendigkeit, verstärkt auf ältere Mitarbeiter zu setzen. Doch bis heute sind Personalabteilungen und Unternehmen auf Jugend programmiert. Jung, fit, dynamisch, flexibel, gesund und mobil soll der gewünschte Mitarbeiter sein. Und so ist in Stellenanzeigen häufig die Rede von einem "jungen Mitarbeiter" oder dem "jungen dynamischen Team", in das sich der Bewerber einfügen soll.

Ältere Arbeitskräfte sind schlichtweg nicht erwünscht, weil sie angeblich zu wenig IT-Kenntnisse und wenig Verständnis beziehungsweise mangelnde Bereitschaft haben, sich auf technische Veränderungen einzustellen und neue Kenntnisse zu erwerben. Das vorherrschende Bild des älteren Mitarbeiters zeichnet ihn als nicht belastbar, unflexibel, nicht lernfähig und unmotiviert. Hinzu kommt die Idee, dass ältere Mitarbeiter häufiger krank sind und mit allen möglichen gesundheitlichen Herausforderungen zu kämpfen haben. An dieser Stelle sollte sich jeder Unternehmer oder Personaler fragen, inwieweit diese Beschreibung mit der Realität übereinstimmt.

Sind die Vorurteile gegenüber der Generation 50 plus noch zeitgemäss?

Deshalb wird es Zeit, die Vorurteile gegenüber älteren Beschäftigten auf den Prüfstand zu stellen:
  • Gehalt: Tendenziell ist das Gehalt älterer Mitarbeiter höher. Dem stehen jedoch die Kosten gegenüber, die für das Recruiting neuer Arbeitskräfte, ihre Einarbeitung und Weiterbildung anfallen. Hinzu kommt, dass junge Mitarbeiter häufiger den Job wechseln, sodass dieses Investment immer wieder notwendig sein kann. Tatsächlich ist die Generation 50 plus bezüglich des Gehalts meist zu Kompromissen bereit, da oftmals andere Faktoren wichtiger sind als Geld.
  • Motivation, Flexibilität und Belastbarkeit: Wie motiviert, flexibel und belastbar ein Mitarbeiter ist, hängt vom jeweiligen Menschen und von seiner Persönlichkeit ab und ist unabhängig vom Alter zu betrachten. Hinzu kommt, dass ältere Menschen aufgrund ihrer abgeschlossenen Familienplanung meist ausgeglichener, beständiger und souveräner sind, was sich positiv innerhalb eines Teams und auf das Betriebsklima auswirkt. Ausserdem sind eine hohe Arbeitsmotivation, Zuverlässigkeit und Loyalität Teil einer durch Erziehung und Lebenserfahrung gefestigten Wertepalette.
  • Gesundheit und Fehlzeiten: Nicht umsonst heisst es heute: 60 ist das neue 40. Noch nie waren ältere Menschen so fit und gesund wie heutzutage. Nehmen Hör- und Sehvermögen ab, gibt es Hilfsmittel wie Brille, Kontaktlinsen, Augen-OP oder Hörgeräte, die die Arbeit nicht beeinträchtigen. Mögliche kognitive Veränderungen und die abnehmende Beweglichkeit fallen je nach Beruf nicht ins Gewicht oder werden durch fachliche Kompetenz und Berufserfahrung ausgeglichen. Was Fehlstände infolge Krankheit angeht, sind es insbesondere die 20- bis 24-Jährigen, die sich überdurchschnittlich krank melden.
  • Technisches Know-how: Jüngere Menschen wachsen in einem anderen digitalen Umfeld auf, sodass sie ein breiteres Wissen im IT-Bereich mitbringen als ältere Mitarbeiter. Dieses Defizit kann jedoch durch regelmässige Weiterbildungen ausgeglichen werden, zum Beispiel durch innerbetriebliche Online-Kurse, die vergleichsweise kostengünstig sind.
Alles in allem bieten ältere Arbeitnehmer Eigenschaften und Fähigkeiten, zu denen unter anderem eine gute Ausbildung, Erfahrung, fachliche Kompetenz, eine hohe Sozialkompetenz, Engagement, Motivation, Disziplin, Zuverlässigkeit und eine hohe Loyalität dem Unternehmen gegenüber gehören. Das sind positive Zukunftsaussichten für Unternehmen, wenn man bedenkt, dass sie in Zukunft nicht ohne die Best Ager auskommen werden.